Geschätzte 35 Millionen Deutsche wandern. Oft sind es noch Personen zwischen 50 und 65, doch nach Studien entdecken immer mehr jüngere Leute das Wandern in der Natur. Die neue Wandergeneration erweist sich als ausgesprochen trendy. Anstatt in geführten Gruppen ist man lieber individuell mit dem eigenen Partner oder dem kleinen Freundeskreis unterwegs. Der Naturgenuss steht mit Abstand an der Spitze der Wandermotive und anstatt „Wanderautobahnen“ werden stille, abgelegene Pfade gesucht. Beim Wandern verbinden sich Naturverbundenheit, Entschleunigung und kulinarischer Genuss zu einem wundervollen Ganzen. Wandern baut Stress ab. Bei der Bewegung in der Natur erhöht der Körper die Produktion stimmungsaufhellender Hormone und reduziert die von Stresshormonen.
Hat man die ganze Woche Stress im Büro mit Besprechungen, Emails, vielen Telefonaten und wenig Bewegung – möchte man am Wochenende einfach nur raus. Die Natur erleben und den stressigen Alltag für kurze Zeit hinter sich lassen. Rein theoretisch kann man überall und jederzeit wandern. Es kann in Parks, im Wald, in der Heide oder in den Bergen sein. Gerade Deutschland ist mit seinem Waldreichtum, seinen zahlreichen Gebirgszügen und Flusstälern und einem Wanderwegenetz von über 200.000 Kilometern ein tolles Wanderparadies.
Gesundheit für den ganzen Körper
Das Tolle: Wandern kann jeder ohne großen Unterricht und speziellen Sportgeräten. Doch gerade deswegen steigt auch, meist durch Unkenntnis und Überschätzung, das Unfallrisiko. Wer etwas Zeit in Vorbereitung und Ausrüstung investiert, kann Verletzungen vorbeugen und ist im Akutfall gut gerüstet. Wandern ist ein hervorragendes Herz-Kreislauftraining, das die Muskeln trainiert und den Stoffwechsel auf Trab bringt. Der Herzmuskel und die Blutgefäße werden trainiert. Zusätzlich lässt die Bewegung an der frischen Luft, in der Stille des Waldes oder am Berg vom Alltagsstress loszulassen. Der Kopf wird befreit von belasteten Gedanken und nach und nach nehmen die Sinne die Natur besser wahr. Es bleibt immer Zeit entlang des Weges Pflanzen und Tiere zu entdecken und oft den schönen Ausblick zu genießen. Ganz wichtig für die Wanderer: Respektieren Sie auf allen Touren Mitmenschen und Natur. Verlassen Sie nicht die markierten Pfade, damit Sie nicht den Lebensraum von Wildtieren oder das Wachstum seltener Pflanzen stören.
Besonders Spaß macht Wandern in der Gruppe. Auch längere Strecken lassen sich mit anderen zusammen meist besser bewältigen. Bei einer abwechslungsreichen Wanderung sind die Geselligkeit und Pausen wichtig. Sie dürfen ruhig etwas ins Schwitzen geraden, doch nicht dauerhaft ins Schnaufen kommen. Entspannt mit dem Nachbarn sich unterhalten zu können, ist meist die passende Regel für das Tempo. Machen Sie nach einer guten Stunde jeweils eine kurze Pause.
Wie viele Sportarten birgt Wandern und Bergwandern ein gewisses Verletzungsrisiko. Besonders gefährdet sind Füße und Fußgelenke, die bei Fehltritten, Stolpern, Stürzen und Umknicken in Mitleidenschaft gezogen werden. Empfehlenswert ist bei größeren Touren immer eine kleine Sport-Apotheke im Rucksack dabei zu haben. Dazu gehören Pflaster, Verbandsmaterial und Salben für die Wundheilung und Schmerzlinderung. Ebenfalls sollte bereits bei der Tourenplanung die persönliche Fitness realistisch eingeschätzt werden. Steigern Sie erst nach und nach Länge und Schwere der Tour.
Tipps zu Kleidung, Schuhwerk und Ausrüstung
Eine ständig verbesserte Ausrüstung hat wohl die Beliebtheit des Wanderns gefördert. Wanderkleidung soll leicht, angenehm und sicher sein, doch heutzutage auch gerne trendy. Die wichtigste Investition sind gute Wanderschuhe. Wanderschuhe und Stiefel sollten perfekt sitzen und qualitativ hochwertig sein und vor dem Nutzen eingelaufen werden. Die Sohle sollte rutschfest sein und das Material wasserdicht. Sie sollten guten Halt bieten und die Kraft der Schritte abfedern, um damit Fuß- und Kniegelenke zu schonen.
Für das Wandern eher auf flachen Ebenen reichen Halbschuhe, die kein hohes Gewicht haben müssen. Bereits wenige hundert Gramm machen auf Dauer viel aus. Wollen Sie auf das Bergwandern mit schwierigeren Gebirgspfaden umsteigen, empfiehlt es sich, Bergschuhe zu kaufen. Diese sind höher und schwerer, damit der Wanderer eine bessere Bodenhaftung hat. Alpinstiefel sind bei Wanderungen auf Schnee und Eis gefragt, damit es zu keiner Rutschpartie kommt. Hierbei sollte die Sohle nur leicht gedämpft sein, damit ein Gefühl für den Untergrund erhalten bleibt. Außerdem muss ein Alpinstiefel unbedingt vor Kälte schützen.
Gute Wanderschuhe gibt es im Fachgeschäft. Beim Kauf sollte Sie darauf achten, dass der Schuh groß genug ist. Die Zehen sollten einige Millimeter Freiheit haben und die Fersen sich beim Gehen nicht auf- und abscheuern. Auch die Schnürung kann einen Einfluss auf den Gehkomfort besitzen. Laufen Sie Ihre Wanderschuhe vor der Tour ein.
Investieren Sie in ein paar gute Wandersocken. Diese transportieren die Feuchtigkeit nach außen und vermindern Druckstellen. Mit Baumwollsocken kommt es hingegen schnell zu einem unangenehmen Nässegefühl und zu schmerzhaften Blasen. Die beim Wandern am meisten beanspruchten Stellen des Fußes sind Ferse, Ballen, Zehen und Knöchel. Diese Bereiche sollten idealerweise bei den Wandersocken zusätzlich verstärkt sein. Ebenfalls wichtig ist die Passform der Wandersocken. Die Socken sollten faltenfrei sitzen.
Gemessen wird das Schuhklima mit der Wasserdampfdurchlässigkeit. Wenn diese hoch ist, atmet der Schuh und das Klima ist gut. Dabei ist ebenfalls wichtig, was für ein Material der Wanderschuh hat. Atmungsaktiv sind Synthetik-Membranen und Leder. Während die künstlichen Gewebe relativ schnell trocknen, benötigt ein durchnässter Lederschuh sehr lange.
Empfehlenswert ist auch eine Funktionskleidung. Wanderer, die den Nutzen schätzen gelernt haben, möchten diese nicht missen. Leichte Materialien, die den Schweiß vom Körper wegtransportieren, nach einem Regenguß schnelltrocknen und bequem sind. Bei Baumwollunterwäsche droht Verkühlungsgefahr. Orientieren Sie sich bei der Kleidung nach dem Zwiebelprinzip. Tragen Sie mehrere Schichten übereinander. So können Sie schnell auf wechselnde Temperaturen und Wind oder Regen reagieren.
Der Rucksack sollte stabile, gepolsterte Schulter- und Beckengurte haben. Ein atmungsaktiver gepolsterter Rucksack lässt Proviant, Sonnen- und Regenschutz, Wasser, Pflaster und Mobiltelefon verstauen. Bei längeren Touren sollten Sie immer Pflaster und eine Elastikbinde dabei haben. So können Sie Kratzer oder Blasen schnell versorgen. Je leichter der Rucksack ist, desto besser ist es. Denn wer mehrere Stunden geht, spürt im Rücken und in den Beinen jedes zusätzliche Gramm.
Schwere Dinge kommen an den Rücken. Das Gewicht des gepackten Rucksacks sollte maximal ein Viertel des Körpergewichts betragen. Das Lüftungssystem verhindert einen durchgeschwitzten Rücken, der schnell in höheren Lagen zu einer Erkältung führen kann. Zwar kein Muss, doch bei bergauf oder bergab sind Stöcke durchaus sinnvoll. Wanderstöcke entlasten Knie und Rücken und verteilen das Gewicht auf vier Punkte.
Achtung vor dem Kaltstart
Bevor es richtig losgeht mit der Tour, ob beim Wandern oder Walking, unbedingt aufwärmen. Laufen Sie sich genügend warm. Auch regelmäßige Pausen während der Bergtour bzw. Walkingrunde sind wichtig. Mindestens jede Stunde eine zehnminütige Rast einlegen, genießen Sie die prächtige Natur und lassen Sie die Seele baumeln.