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Mitgefühl versus Empathie

Wäre die Welt besser, wenn die Menschen mehr Einfühlungsvermögen hätten? Nicht unbedingt, denn zu viel Empathie kann krank machen und zu emotionaler Erschöpfung führen. Etwas anders verhält es sich mit dem Mitgefühl. Mehr Mitgefühl könnte nicht schaden. Was ist der Unterschied zwischen den beiden Begriffen und wie kann man Mitgefühl trainieren?

Hände halten

Täglich sehen wir in den Medien Bilder aus Kriegsgebieten, von Katastrophen, Unfällen und hungernden Menschen. Was passiert mit uns, wenn wir diese Bilder sehen? Vielleicht müssen wir weinen. Oder wir wollen helfen, oder wir schauen weg, weil die Bilder einfach unerträglich sind. Sind wir dann gefühllos? Was wir tun, entscheidet über unsere Empathie und unser Mitgefühl. In der Hirnforschung gibt es allerdings eine klare Unterscheidung zwischen Empathie und Mitgefühl.

Empathie

Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, Gefühle, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen und zu verstehen. Es ist also die Fähigkeit, wahrzunehmen, was in einem anderen Menschen vorgeht, d.h. auf die Emotionen eines anderen Menschen zu reagieren. Es gibt weitere Differenzierungen. Bei der kognitiven Empathie können wir erkennen, was ein anderer fühlt. Von emotionaler Empathie spricht man, wenn man sich in die Gefühle eines anderen hineinversetzt und mitleidet oder sich mitfreut. Bei sozialer Empathie verstehen wir, was eine Gruppe oder Organisation denkt und fühlt und wie sie sich verhalten wird.

Ist mehr Empathie die Lösung für ein gutes Zusammenleben? Vor allem der jüngeren Generation wird immer weniger Empathiefähigkeit nachgesagt. Statt sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, also seine Empfindungen, Gedanken, Emotionen, Motive und Persönlichkeitsmerkmale zu erkennen und nachzuempfinden, würden sie vor allem an sich selbst denken, an ihre Selbstoptimierung, Selbstdarstellung und ihr eigenes Fortkommen.

Mitgefühl

Mitgefühl bedeutet, sich in andere hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Es zeigt sich im Zuhören und drückt sich in tröstenden Worten, Umarmungen und dem Wunsch, anderen zu helfen, aus. Mitgefühl spendet vor allem Trost, wahrt aber die nötige Distanz zum Gegenüber. Mitgefühl ist auch eine Beziehung auf Augenhöhe.

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Moderne Hirnforschung

In der neueren Hirnforschung werden unterschiedliche Grenzen zwischen Empathie und Mitgefühl gezogen. So begründet die Neurowissenschaftlerin Tania Singer ihre Unterscheidung aus neurowissenschaftlicher Sicht. Empathie und Mitgefühl werden durch unterschiedliche biologische Systeme und Hirnstrukturen unterstützt. Bei der Empathie teilt man ein Gefühl mit einer anderen Person und läuft Gefahr, in einen so genannten empathischen Stress zu geraten. Dieser empathische Stress wirkt sich jedoch eher negativ auf das Mitgefühl aus. Deshalb sollte Empathie gefördert und trainiert werden, denn sie wirkt sich positiv auf unseren Gesundheitszustand aus. Hirnareale für Belohnung und Zugehörigkeit werden aktiviert.

Mitgefühl trainieren

Religionen und spirituelle Traditionen lehren seit Jahrtausenden Mitgefühl und Achtsamkeit. Deshalb sind diese Themen auch für die Forschung interessant. In Studien wird untersucht, wie sich verschiedene Meditationstechniken auf die Fähigkeit zu mehr Mitgefühl auswirken. Denn durch gezieltes mentales Training lassen sich strukturelle Veränderungen im Gehirn herbeiführen, die Einfluss auf die eigene Gesundheit haben.

„Mitgefühl ist ein positives Gefühl und tut gut.“
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