Ganz stolz erzählt die Nachbarin von ihrer Tochter Julia, die neben Klavierunterricht nun auch Geige lernt. Neben den zwei musischen Nachmittagen würde die Tochter als Ausgleich einmal in der Woche zum Ballett gehen und samstags in das Schwimmtraining. Sprachförderung wäre in einer globalisierten Welt ebenfalls wichtig, und an einem Nachmittag geht es zum Spanisch lernen.
Eigentlich toll, wie manche Eltern ihren Nachwuchs fördern. Das Kind soll später im Beruf die besten Möglichkeiten haben. Doch alles hat zwei Seiten. Heute werden solche Kinder mit ihrer fast unerschöpflichen Energie bewundert, doch nach einer gewissen Zeit, fällt auf, wie aufgedreht sie sind und Mühe haben still zu sitzen. Es fällt dem Kind schwer, sich in der Schule oder bei den Hausaufgaben zu konzentrieren. Und auch mit dem Ein- oder Durchschlafen gibt es oft Probleme. Der permanente Termindruck hinterlässt Spuren beim Nachwuchs. Der Tagesablauf ist auf die Minute genau verplant: Von der Schule über das schnell eingenommene Mittagessen bis hin zu Sport- und Musikkursen oder Verabredungen mit Freunden am Nachmittag. Im Terminplan gibt es, wie bei einem Manager, keinen Freiraum mehr, denn man möchte ja keine Zeit verlieren.
Überlastungssymptome
Klagt der Nachwuchs öfters über Kopf- und Bauchweh, Schwindel- und Ohnmachtsanfälle und es kann kein eigentlicher körperlicher Grund gefunden werden, dann könnte auch eine Überlastung dahinter stecken. Körperliche Symptome können auch seelische Ursachen haben. Wenn Kinder unter psychosomatischen Schmerzen leiden, dann oft deshalb, weil der Leistungsdruck zu groß ist. Schulstress ist durch eine kindliche Verhaltensänderung erkennbar, kann sich jedoch bei jedem Kind und Jugendlichen unterschiedlich äußern.
Freies Spiel
Anstatt das Kind von einem Programmpunkt zum Nächsten zu schleppen, sollte es im freien Spiel in der Natur Grundkompetenzen erwerben können. Im außerschulischen Bereich sollten nicht ausschließlich kognitive Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Lassen Sie dem Nachwuchs Freiräume für Phantasie und die Entwicklung eigener Ideen. Zwar gibt es in den Großstädten weniger die Möglichkeit, an Bäumen hochzuklettern oder draußen an der Straße zu spielen. Doch es finden sich auch ruhige Plätze.
Es sollte neben Schule noch genügend Zeit bleiben, um spielerisch die Welt zu erkunden und sich austoben zu können. Spielen ist keine vertane Zeit, den im freien Spiel werden die Fähigkeiten zum kreativen und abstrakten Denken gefördert. Perfektion ist nicht der Maßstab für die Kunstwerke des Nachwuchs.
Einen Gang herunterschalten
Kindern fehlt oft der für die Gesundheit wichtige Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Anstatt Dauerprogramm muss es für das Kind eine freie Zeit geben, die weder verplant noch durchgetaktet ist. Deshalb ganz wichtig: Kinder einfach spielen lassen – ohne Terminkalender, Zeit- und Leistungsdruck.
Oft sind gezielte Entspannungsübungen hilfreich, um temperamentvollen Kinder zu helfen, die unter Schlaf- und Konzentrationsstörungen leiden. Einige Entspannungsmethoden, wie etwa die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder Autogenes Training, sind leicht zu erlernen und machen dem Kind und den Eltern Spaß. Wenn Eltern diese einfachen Übungen mit ihren Kindern regelmäßig zusammen praktizieren, profitieren beide Seiten. Sie bringen den Eltern im Umgang mit ihren Sprösslingen mehr Ruhe und Gelassenheit.