Das Knie ist das größte und auch komplexeste Gelenk unseres Körpers. Die alltäglichen Bewegungen wie gehen, laufen oder sitzen wären ohne ein flexibles Knie undenkbar. Sein ausgesprochen komplexer Aufbau sorgt für eine hohe Beweglichkeit, macht es aber zugleich zu den verletzlichsten Gelenken des Menschen. Viele Verletzungen entstehen durch übermäßige Drehbelastungen, die oft beim Skilaufen oder Fußball vorkommen. Schon bei jedem einfachen Schritt lastet das komplette Körpergewicht auf dem Kniegelenk. Beim Laufen, Springen und den Kraftdisziplinen noch viel mehr. Die Ursachen für Knieprobleme sind vielfältig. Neben Verletzungen beim Sport, können auch eine chronische Überbelastung im Beruf, krumme Beine, Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen und falsches Schuhwerk, Knieschmerzen und Knieprobleme verursachen.
Die Anatomie des Knies
Oberschenkel, Schienbein und Kniescheibe werden durch eine Reihe von Sehnen und Bändern miteinander verbunden. Zwei halbmondförmige Knorpelscheiben gleichen die natürliche Asymmetrie zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein aus. Die Menisken fungieren als körpereigene Stoßdämpfer und sorgen für zusätzliche Stabilität. Die Besonderheit des Kniegelenks liegt darin, dass strecken und beugen genauso möglich ist, wie die Außen- und Innenrotation.
Probleme mit der Patellasehne
Eine häufige Ursache für Schmerzen im vorderen Kniegelenk ist eine Entzündung der Patellasehne. Sie verläuft über die Kniescheibe und überträgt die Kraft des großen Oberschenkelmuskels auf den Unterschenkel. Die Patellasehne kann besonders bei Sportlern Probleme verursachen, die wiederholt springen und plötzlich stoppen müssen. Eine Dauerbelastung kann zu kleinen Verletzungen und einer Entzündung der Patellasehne führen. Dann ist eine längere Trainingspause notwendig. Für die Reduzierung der Entzündung helfen Kühlung und das Hochlegen des Beines. Vorbeugend ist es im Training und Wettkampf wichtig, sich gut aufzuwärmen und das regelmäßige Dehnen nach dem Sport durchzuführen.
Kreuzbandriss
Leider liegt in dem Vorteil der Agilität auch der wesentliche Schwachpunkt des Gelenks: Durch Verdrehungen können Sehnen und Bänder, aber auch die Menisken reißen. Viele Fußballer und Skifahren haben das besonders in ihrem Sport bereits schmerzhaft erlebt. Besonders häufig ist das vordere Kreuzband betroffen. Das vordere Kreuzband verhindert die Vorwärtsbewegung des Schienbeins im Verhältnis zum Oberschenkel. Zusammen mit dem hinteren Kreuzband begrenzt es eine Überstreckung und Überbeugung des Knies.
Dreht sich bei einer Bewegung der Oberschenkel zu weit, und der Fuß bleibt dabei auf dem Boden stehen, reißt das Kreuzband. Die typische Fußballer- und Skifahrerverletzung verursacht einen akuten stechenden Schmerz im ganzen Knie. Bei dem Verdrehtrauma kann das Kreuzband entweder teilweise zerstört werden, dabei sind lediglich einige Fasern gerissen, oder es liegt eine komplette Ruptur vor. Die Kreuzbandruptur ist deutlich im Knie zu spüren und als knackendes Geräusch zu hören. Neben den Schmerzen im Knie schwillt das Knie an und es bildet sich oft ein Gelenkerguss. Die Ruptur des hinteren Kreuzbandes ist seltener und erfolgt oft durch starke Überdehnung, wie bei Verkehrsunfällen. Fußballtorhüter sind auch hin und wieder davon betroffen.
Diagnose
Die Folge der Kreuzbandruptur ist ein instabiles Knie. Ein Symptom ist ein spontanes Wegknicken im Gelenk in bestimmten Situationen. Jedes Jahr reißt in Deutschland rund 80.000 mal ein Kreuzband. Meist ist es das vordere Kreuzband. In jedem dritten Fall ist zusätzlich der Meniskus beschädigt.
Bei der Diagnose setzt der Arzt den Schubladentest und Kernspintomografie ein. Der jeweilige Schubladentest gilt als positiv, wenn der Unterschenkel gegen den Oberschenkel in der jeweiligen Richtung um mehr als 0,5 cm verschiebbar ist. Bei positiver vorderer Schublade ist das vordere Kreuzband geschädigt, bei positiver hinterer Schublade hingegen das hintere Kreuzband.
Für die Feststellung eines Kreuzbandrisses kann der Therapeut auch den Lachman-Test einsetzen. Dabei wird der Patient mit beiden Händen am Unterschenkel umfasst. Der Unterschenkel wird nach vorne gezogen. Der Grad der Verschiebbarkeit des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel gibt Aufschluss darüber, ob eine Verletzung des Kreuzbandes vorliegt oder nicht.
Behandlung und Therapie
Ziel der Behandlung ist das Knie nach der Kreuzbandruptur so gut wie möglich wieder zu stabilisieren. Ein Kreuzbandriss muss nicht zwangsläufig operiert werden, wenn stattdessen die Oberschenkelmuskulatur mit Krankengymnastik so trainiert wird, dass die Muskulatur für die alltägliche Belastung genug Stabilität liefert.
Doch die konservative Behandlung hat ihre Grenzen, wenn es sich meist um jüngere Patienten und Sportlern handelt. Das Knie wird trotz aller Bemühungen so lange instabil bleiben bis das gerissene Band wieder funktionstüchtig ist. Meist wird die operative Therapie nach dem Abklingen der Entzündungsphase durchgeführt.
Da meistens der Kreuzbandriss nicht genäht werden kann, muss das gerissene Kreuzband durch ein Transplantat (synthetisches oder körpereigenes Material) ersetzt werden. Mithilfe Endoskopie ersetzt der Operateur das vordere Kreuzband durch ein zuvor entnommenes Teil der Kniescheibensehne (Patellasehne) oder seltener der Sehne des Oberschenkelbeugemuskels (Semitendinosussehne). Er fixiert die Ersatzsehne samt Knochenstücken an den Sehnenenden am Oberschenkel und Schienbein mit Schrauben.
Die Ergebnisse einer solchen Rekonstruktion sind gut: Etwa 80 bis 90 Prozent können wieder uneingeschränkt Sport treiben, wie vor der Operation. Entscheidend für den Behandlungserfolg ist neben einem unkomplizierten Operationsverlauf eine optimale Rehabilitation.
Rehabilitation
Bei einem Kreuzbandriss (Kreuzbandruptur) ist im Anschluss an die operative Therapie eine Nachbehandlung erforderlich, um den Behandlungserfolg zu gewährleisten. Nach der Operation wird eine spezielle Schiene für sechs bis zwölf Wochen angelegt. Begleitend dazu wird mit Krankengymnastik besonders die Oberschenkelmuskulatur trainiert und das Knie schrittweise immer häufiger und mehr belastet.
Lockeres Radfahren ist meist schon nach drei bis vier Wochen nach der OP möglich. Langsames Laufen auf gerade Strecke etwa nach 8 bis 10 Wochen und bei Sportarten mit plötzlichem Richtungswechsel und Drehbewegungen dauert es meist vier bis sechs Monate. Bei Kontaktsportarten können es bis zur vollen Sportfähigkeit bis zu 12 Monate dauern.
Innenband- und Außenbandverletzung
Das Innenband verläuft vom Oberschenkelknochen zum Schienbein. Es stabilisiert das Gelenk innen und schützt vor einem Aufklappen auf der Innenseite. Das Innenband des Kniegelenks kann durch Gewalteinwirkung in Richtung der Innenseite, aber auch beim Abknicken und bei Drehverletzungen (dann meist in Kombination mit einer Meniskus- oder Kreuzbandverletzung) zerren oder reißen. Ist nur das Innenband betroffen, heilen Zerrung oder Riss oft auch ohne Operation aus. Wichtig ist eine kurze Ruhigstellung, gefolgt von Muskelaufbautraining.
Das außen liegende Seitenband verläuft vom Oberschenkelknochen zum Wadenbein und dient der seitlichen Stabilisation. Das Außenband reißt in der Regel durch die Folge eines Unfalls, wie ein Abknicken oder ein Verdrehen. Folgen eines Außenbandrisses können Schmerzen und eine Instabilität des Kniegelenks sein. Die Therapie richtet sich nach dem Ausmaß der Verletzung. Teilweise kann eine Ruhigstellung ausreichen, allerdings muss beim Außenband häufiger operiert werden, wenn das Band aus dem Knochen ausgerissen ist. Ansonsten genügt meist eine kurze Ruhigstellung mittels Schiene, gefolgt mit Physiotherapie zum Training der Beinmuskulatur.
Gelenkverschleiß
Eine sehr häufige Erkrankung des Kniegelenkes ist der Gelenkverschleiß. Die Gonarthrose genannte Erkrankung kann als Folge von Verletzungen, Fehlstellungen und Überlastungen, in zunehmendem Alter aber auch ohne erkennbare Ursache schleichend auftreten. Typisch sind Gelenkschmerzen, die vor allem nach Ruhephasen auftreten. Die Arthrose wird mittels Röntgenaufnahmen diagnostiziert und kann in Form einer arthroskopischen Operation behandelt werden. Mit dieser minimal invasiven Methode können Gelenke operiert werden, ohne dass sie dazu aufgeschnitten werden müssen. Wichtig für Menschen mit Kniearthrose: Bewegung. Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen können Schmerzen lindern, die Gelenke stärken und ihre Funktion verbessern.
Meniskusschaden
Eigentlich sind die beiden knorpelartigen halbmondförmigen, im Knie zwischen Ober- und Unterschenkel gelegenen Menisken, ziemlich strapazierfähig. Doch Meniskusschäden sind relativ häufig und entstehen meistens durch Überbelastung oder durch Unfälle. Ein Meniskuseinriss hat eine starke Schwächung der Stoßdämpfung und eine deutlich erhöhte Abnutzung der Gelenkflächen zur Folge. Deshalb muss die Verletzung sehr ernst genommen werden und bedarf einer Behandlung. Ist der Meniskus nur leicht betroffen, so kann der Riss ohne Operation behandelt werden. Größere Risse müssen operativ versorgt werden. Mittels arthroskopische Operation wird der Riss angenäht bzw. muss entfernt werden, damit der Knorpel nicht besonders geschädigt wird.
Ein intakter Knorpel ist als Gleitschicht wichtig, damit Gelenke gut funktionieren, ohne sich bei Belastung zu sehr abzunutzen. Ein Grund für Gelenkschmerzen sind oft Knorpelschäden. Ist der Knorpel im Gelenk stellenweise besonders abgenutzt, treten bei jeder Belastung Schmerzen auf. Abhilfe kann eine besonders moderne Operationsmethode schaffen. Bei der Knorpelzelltransplantation werden Knorpelzellen aus einer anderen Stelle im Knie entnommen, danach im Labor gezüchtet und später an der beschädigten Stelle wieder eingepflanzt.
Ist der Knorpelschaden noch nicht so groß, kann eine andere Methode, die sogenannte Mikrofrakturierung, angewandt werden. Eine Mikrofrakturierung läuft im Rahmen einer minimal-invasiven Arthroskopie (Gelenkspiegelung) ab. In der OP werden minimalinvasiv kleine Löcher mit einem dünnen Bohrer oder einem Meißel in den Gelenkknochen gebracht. Dadurch wird das Knochenmark stimuliert und löst einen Reparaturmechanismus aus. Das ausströmende Blut spült Stammzellen an die Knochenoberfläche. Diese bleiben am Knochen haften und bilden neues Knorpelgewebe (Faserknorpel). Aufgrund der sehr langsamen Regenerationsfähigkeit von Knorpelgewebe ist mit einer Heilungsdauer von bis zu einem halben Jahr zu rechnen.
Der Bruch der Kniescheibe entsteht in der Regel durch Sturz der Kniescheibe bei gebeugtem Knie. Die Patellafraktur erfordert durch die erheblichen Bruchstücke meist eine operative Behandlung. Damit kann die Geh- und Stehfähigkeit wieder hergestellt werden.
Schleimbeutelentzündung
Am Knie befinden sich mehrere Schleimbeutel, die sich durch Fehl- oder Überlastung entzünden können. Wer viel in der Arbeit auf den Knie verrichten muss, wie beispielsweise ein Fliesenleger, ist besonders davon betroffen. Eine Schleimbeutelentzündung äußert sich oft durch eine deutliche Schwellung, Druckschmerzen und gelegentlichen Bewegungsschmerzen. In der Behandlung helfen kühlende Salben, Gels und entzündungshemmende Schmerzmittel. Normalerweise heilt die Entzündung innerhalb weniger Wochen von selbst aus. Teilweise muss die angesammelte Flüssigkeit mittels einer Punktion entfernt werden oder sogar die operative Entfernung des Schleimbeutels ist erforderlich.
Gelenkschutz im Alltag
Im Alltag können Sie Ihren Knien etwas gutes tun. Steigen Sie regelmäßig auf die Waage und überprüfen Sie das Gewicht. Zwar sind die Knie dafür gebaut, viel zu tragen, doch jedes Pfund Übergewicht erhöht das Risiko für Arthrose.
Sitzen Sie richtig auf dem Stuhl? Je höher die Sitzfläche des Stuhls ist, umso weniger müssen Sie Ihre Knie beim Aufstehen belasten. Falls Sie bei der Gartenarbeit Tätigkeiten auf dem Boden verrichten, dann legen Sie sich ein Kissen unter die Knie oder besorgen spezielle Hilfsmittel im Fachhandel. Lassen Sie im Alltag hin und wieder die Beine baumeln. Durch behutsame Bewegungen wird der Knorpel mit Nährstoffen versorgt. Üben Sie gelenkfreundliche Bewegungsarten, wie Schwimmen, Gehen und Radfahren, aus.