Der Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) wird schon seit Jahrtausenden zu therapeutischen Zwecken bei vielfachen Beschwerden verwendet. Der Blutsauger schnappt schnell mit seinen winzigen, spitzen Zähnen zu, verbeißt sich in die Haut des Opfers und lässt nicht mehr los. Die Naturheilkunde sieht die Wirkung der Blutegelbehandlung anhand dem Bissreiz, den im Speichel der Egel enthaltenen Substanzen, die durch den Biss abgegeben werden, deren Bakterienflora und dem stattfindenden Aderlass.
Das etwa zwei bis fünf cm lange Tier mit zwei Mäuler und je 240 spitzen Zähnen wird meist in Zuchtanstalten kultiviert. Die Egel dürfen für die Behandlung nur einmal verwendet werden und sind mit einem Gesundheitszeugnis versehen. Während einer Behandlungssitzung werden zwei bis zehn Egel gleichzeitig auf die ausgewählte Hautstelle platziert.
Der Blutverlust durch das Saugen des Tieres und die verlängerte Nachblutung entsprechen einem sehr sanften und langsamen Aderlaß mit Abnahme der Blutkörperchen, Eiweißverlust und lokaler Entstauung. Der Blutverlust wird durch Flüssigkeit ersetzt, wodurch es zu einer deutlichen Blutverdünnung und damit zu einer Verbesserung der Fließeigenschaft des Blutes besonders in den Endstrombahnen kommt. Dieser Effekt, der sich positiv auf die Heilung auswirken kann, wird durch das vom Blutegel abgegebene Antikoagulanz verstärkt.
Im Zuge des Saugvorgangs geben Egel ihre Substanzen ab, die blutgerinnend, gefäßerweiternd, antientzündlich und schmerzlindernd wirken können. Etwa drei bis vier Stunden braucht der Blutegel für seine Nahrungsaufnahme. Dabei saugt er etwa ein Schnapsglas voll Blut. Dann fällt er von alleine ab und die Wunde blutet noch etwas nach. Erst nach einer gewissen Zeit sollte die Wunde dann mit einem saugfähigen Verband verschlossen werden.
Hauptindikation der Blutegeltherapie
Für die Blutegeltherapie ist ein langer Erfahrungsschatz vorhanden, doch fehlen wissenschaftliche Studien. Auf dem Gebiet der Plastischen Chirurgie vor allem bei Transplantationen von Ohren, Fingern, Zehen oder bei Hautverpflanzungen werden Blutegel eingesetzt. Daneben bei venöse Stauungen, Besenreisern, Krampfadern und der oberflächlichen Venenentzündung.
Kontraindikationen
Aufgrund des Risikos einer Infektionsübertragung auf den Menschen dürfen Blutegel nur einmal verwendet werden und müssen nach der Behandlung entsorgt werden. Bei Kindern und Schwangeren ist vom Einsatz der Blutegel abzusehen. Genauso wie bei Menschen, die unter Anämie leiden und eine Allergie gegen das Sekret der Blutegel haben.