Der medizinische Aderlass ist ein seit der Antike bekanntes blutentziehendes Verfahren. Früher wurde das Verfahren bei falschen Indikationen angewandt und der Einsatz übertrieben. Dadurch geriet es in Verruf und Vergessenheit.
Beim Aderlass, das zu den Ausleitungsverfahren zählt, werden Stoffe, von denen der Körper zu viel hat, nach außen zur Entlastung des Körpers geleitet. In unserer Zivilisationsgesellschaft kommen sehr häufig Störungen, einerseits durch Eiweißüberernährung, andererseits durch Bewegungsmangel und zu wenig Zufuhr von Flüssigkeit, die sogenannte Bluteindickung, vor. Diese Störungen im Bereich der Fließeigenschaften des Blutes werden sehr häufig allein durch fasten, viel trinken und durch ausreichende Bewegung verbessert; in manchen Fällen ist aber zusätzlich eine intensivere Beeinflussung durch den Arzt nötig. Somit dient die Blutentnahme therapeutischen Zwecken.
Einsatz findet der medizinische Aderlass kombiniert mit einer entsprechenden Infusionsbehandlung. Medizinischer Aderlass heißt die Entnahme von kleineren Mengen Venenblut (50-200ml) und eine anschließende blutverdünnende Infusion (500ml) mit sogenannten Plasmaexpandern. Die Blutentnahme geschieht meist aus einer großen Vene, die sich in der Ellbeuge befindet.
Infusionsbehandlung
Die Infusionsbehandlung ist einerseits zur Blutverdünnung nötig, andererseits in besonderen Fällen zur Substitution von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Eine besondere Art Indikation stellt die Übersäuerung des Gewebes dar. Diese Übersäuerungszustände sind eine typische Erscheinung unserer Wohlstandsgesellschaft und führen zu den meisten Zivilisationskrankheiten bzw. zu den typischen Abnützungserscheinungen im Körper. Gründe für die Übersäuerung liegen hauptsächlich im Bewegungsmangel und der Über- und Fehlernährung.
Folgen der Zivilisationsprobleme sollen eine Einschlackung und Verschlackung des Zwischenzellraumes sein. Sämtliche sogenannte Schlacken sind saure Stoffe und führen daher zur Übersäuerung. Durch eine Entschlackungskur kommt es vorübergehend fast immer zu einer intensiveren Übersäuerung. Diese negativen Acidosezustände müssen manchmal zusätzlich durch Baseninfusionen behandelt werden.
Grenzen des Aderlasses
Es gibt jedoch auch Grenzen des Aderlasses. Als Kontraindikation zählt unter anderem Blutarmut. Von einem Aderlass abzuraten sind Patienten mit niedrigem Blutdruck und geschwächte Patienten. Zwar bildet sich das Blut nach, das dem Körper entnommen wurde, doch mit einer größeren Blutentnahme kann ein Mangel an roten Blutkörperchen bestehen. In einer amerikanischen Studie wurde 2008 festgestellt, dass Aderlass das Krebsrisiko älterer Männer senkt. Doch trotz der Publikation in einer renommierten Fachzeitschrift meldeten Experten Zweifel an und halten eine Etablierung des Aderlasses in der Schulmedizin eher für unwahrscheinlich.